Prostitution – kleine Diskussion am Stammtisch

Heute kam bei einer kleinen Stammtischrunde das Thema Prostitution auf.
Unter Männern wird das Thema wahrscheinlich deutlich anders diskutiert, als unter Frauen.


Und eines ist mir aufgefallen: der Punkt „würde es keine Prostituierten geben, dann gäbe es mehr Vergewaltigungen“.
Dieses Argument findet sich irgendwie unauslöschlich auf der Pro Seite.
Und anscheinend wird es auch akzeptiert, wenn die Damen des horizontalen Gewerbes das des Geldes wegen tun.
So hatte ich zumindest den Eindruck bei der kleinen Runde.


Das nächste Argument war dann, dass man im Grunde nirgends freiwillig arbeitet und immer Geld dafür nimmt.
Ich bin aber der Meinung, dass da doch ein beachtlicher Unterschied besteht.
Zu beurteilen, was diese Tätigkeit psychologisch mit jemandem anrichtet, will ich mir gar nicht anmaßen.
Aber ich gehe stark davon aus, dass es nicht spurlos an den Damen vorüber ziehen dürfte.


Ich könnte es durchaus akzeptieren, wenn dieser Beruf bedingungslos freiwillig aus Spaß an der Freude heraus und ohne Hintermänner ausgeübt würde.
Aber ich vermute mal, dass es dann 95% weniger Prostituierte gäbe.


Einig waren wir uns dann aber, dass es nicht akzeptabel ist, wenn Frauen dazu von Zuhältern gezwungen werden.
Und selbst das kann man ja noch toppen.
Es gab und gibt immer noch sehr viele Zwangsprostituierte, die entweder durch falsche Versprechungen – vornehmlich aus Osteuropa – angelockt wurden und hier mit Gewalt oder anderen Methoden zur Prostitution gezwungen werden.
Und es gibt auch den Teil, die dies als Beschaffungsmittel für Drogen wahrnehmen.
Offenbar gibt es auch noch andere Extremfälle, wie ich kürzlich lesen musste.
Dort wurden minderjährige Mädchen angelockt, eingelullt und quasi einer Gehirnwäsche unterzogen – und anschließend auf den Strich gezwungen, während sie zur übrigen Zeit ein „normales“ Leben führten.


Nun ist natürlich die Frage: wie kann und muss ein Staat damit umgehen?
Die Prostitution zu verbieten dürfte wohl nichts bringen.
Dann wird alles aus der Grauzone, in der sie sich jetzt abspielt, tief ins dunkle gedrückt.
In den letzten Jahren gab es ja durchaus Fortschritte seitens der Bürokratie.
Man denke da an eine ermöglichte Krankenversicherung und die „ordentliche“ Quittungslegung nebst Steuerabführung.
Letztlich geschah das aber wohl nicht aus dem Ansinnen heraus, die Lage der Frauen zu verbessern, sondern dort mit abzukassieren.


Meiner Meinung nach müsste die gewerbsmäßige Prostitution noch deutlich schärfer verfolgt werden.
Problem dabei ist natürlich, dass die Damen selten dazu bereit sind zu kooperieren und ihren Zuhälter zu belasten – aus Angst vor „Vergeltung“.
Also hat die Polizei da kein einfaches Leben.


Und letztlich wäre es mir lieber, wenn es diesen Zwang es des Geldes wegen zu tun,  gar nicht gäbe.
Es ist klar, dass man als selbstständige Prostituierte ein deutlich höheres Einkommen hat, als als Angestellte im nächsten McDonalds.
Sollte der Staat diese Verdienstmöglichkeit so weit herunter schrauben, damit es sich nicht mehr lohnt?
Würde das etwas bringen und die Zahl der Damen drastisch senken?
Oder würde es wieder das Gegenteil bewirken, nämlich, dass sich das Ganze völlig der Kontrolle entzieht und wieder im Verborgenen stattfindet?
Sollte man Osteuropäerinnen direkt wieder nach Hause schicken?
Womöglich um direkt vom nächsten Zuhälter eingefangen und wieder her verfrachtet zu werden.
Vielleicht greifen sie sich dann auch einfach andere, direkt aus dem Inland, und sparen so den Umweg. Das klingt jetzt zynisch, wird aber wahrscheinlich von manch einem Zuhälter durchgerechnet worden sein – davon gehe ich aus.
Sollte man grundsätzlich den Straßenstrich verbieten und alles auf „freiberufliche“ Dienstleistungen in Stundenhotels oder ähnlichen Einrichtungen verdrängen?


Ich weiß es nicht.
Ein Patentrezept habe ich nicht.
In der Tat ein hochkomplexes Thema.


Sagen kann ich nur, dass ich die jetzige Situation scheisse finde.
Seitens der Politik traut man sich wohl auch nicht an dieses Thema heran. Wahrscheinlich, weil man auch keine Idee hat, was zu tun ist.
Und wer will schon als Beamter/Politiker mit Prostitution in Verbindung gebracht werden?
Außerdem ist die „(Wähler-)gruppe“ Prostituierte eine Gruppe ohne (nennenswerte) Lobby.


Für mich kann ich nur sagen: ich würde nicht für Sex bezahlen und habe das auch noch nie.
So groß ist mein Trieb nicht, dass ich ihn irgendwo kanalisieren müsste.
Und eine Frau dafür zu bezahlen, die das mit großer Sicherheit unter anderen Umständen definitiv nicht machen und mich nicht mal mit dem Arsch angucken würde …


… finde ich blöd.